Beton reloaded

Riepl Riepl Architekten: St. Franziskus, Steyr-Resthof, 2000-2001

Zum neuen Jahrtausend öffnete in Steyr-Resthof eine Kirche ihre Pforten, die – ähnlich wie jene Kirche in Wagna – aus Beton ist. Auch wenn die Blütezeit der Betonarchitektur hinter uns liegt und die anfängliche Begeisterung für den vermeintlichen „Wunderbaustoff“ sich an der Realität abgekühlt hat: Dieser Bau, Ergebnis eines Wettbewerbs, ist einen Besuch wert.

Ganz anders als die Kirche in Taxach-Rif mit ihrer spektakulären Formensprache lagert dieser Bau unauffällig neben der Straße: Flach, schlammfarben, mit einem vorgesetzten, scheibenförmigen Dach auf schmalen Rundstützen.

Riepl Riepl Architekten: St. Franziskus, Steyr-Resthof, 2000-2001

Der Beton wurde nicht naturbelassen, sondern mit einer grünlichen Schlämme versehen: Dieser Überzug schützt die Oberfläche und gibt ihr ein homogenes Erscheinungsbild.
Bereits der Eingang kündigt an, was es im Inneren in Perfektion zu sehen gibt: Ein gekonntes Spiel aus hohen und niedrigen Raumteilen, kühnen Einschnitte in die verschiedenen Kuben und dem vielfältigen Einsatz von spiegelnden Flächen.

Steyr-Resthof, Innenansicht

Das Innere ist auffallend schlicht und entspricht der franziskanischen Tradition – irgendwie logisch, denn die Kirche ist dem hl. Franziskus geweiht.
Für den Feierraum wählten Peter und Gabriele Riepl großformatige, rechteckigePlatten aus Birkenholz, den Boden bedecken dunkle, lebhaft strukturierte Schieferplatten.
Spannend wird die Bewegung im Raum durch die raschen Wechsel zwischen niedrigen Raumteilen wie im Gang und luftig-hohen Bereichen im Feierraum und in der Werktagskapelle.

Das Becken rechts im Bild sollte eigentlich mit Wasser befüllt sein und im Zusammenspiel mit dem Innengarten und der Umgebung die Themenfelder Natur und Schöpfung ins Kircheninnere bringen. 2013 wurde es repariert – deshalb sind hier nur die Steine zu sehen.

Neben hellem Holz und dunklem Stein ist Glas die dritte gestaltende Dominante in diesem Raum: Der lange Zugang ist an einer Seite bis zur Decke verglast und öffnet den Blick auf einen schmalen Grünstreifen. Wie ein hortus conclusus liegt er in den Baukörper eingebettet.

Steyr-Resthof, Innenansicht

Wie gut zeitgenössische Kunst und Kirchenbauten harmonieren können, zeigt sich in der Werktagskapelle. Anstelle eines Turmes ragt hier ein gläserner Kubus aus dem Baukörper hervor, in dem eine Installation aus Leuchtbändern von Keith Sonnier zu sehen ist.
Ein Besuch am Abend ist damit absolut empfehlenswert!

Steyr-Resthof, Außenansicht