Das Glück soll hier zu Hause sein

Daheim richtet man sich so ein, wie man es am liebsten hat.
Die einen wohnen mit Ikea, die anderen mit Antiquitäten oder selbst zusammen Gebautem, Geerbtem oder am Flohmarkt Erworbenem.
Manche pflastern ihre Wände mit Kunstwerken, andere wieder hängen sich nur eine Landschaft über das Sofa und verzichten auf Bilder im Schlafzimmer – sie könnten ja herunter fallen und einen im Schlaf erschlagen.

Der eine mag sein Zuhause gerne bunt, die andere braucht es minimalistisch und in gedeckten Farben.
Ich habe gerne Kunst um mich – klar. Und Dinge, an denen mein Herz hängt. Mit ihnen verbinde ich etwas: Erinnerungen an meine Studentenzeit, an frühere Wohnungen, an die Familie.
Wo meine Möbel, meine Bilder und mein Porzellan sind, da bin ich daheim.

Für Künstler spielt das Umfeld, in dem sie leben und arbeiten, eine noch größere Rolle als für „normal“ Sterbliche – ist es doch häufig der Quell ihrer Kreativität und ein Rückzugsort ihres Schaffens.
Künstlerhäuser tanzen damit unter den vielen Möglichkeiten, sich sein Heim zu gestalten, meistens aus der Reihe. Sie werden bewundert und bestaunt – und bleiben dabei immer ein bisschen rätselhaft.

Einige von ihnen erlangten große Berühmtheit: Beispielsweise die Villa Stuck und das Lenbachhaus in München, das Wohnhaus Emil Noldes in Seebüll oder auch das Haus von Gabriele Münter und Wassily Kandinsky in Murnau.

Viele Künstlerhäuser sind aber gemeinhin gar nicht bekannt: Entweder weil ihr Erbauer längt in Vergessenheit geraten ist oder weil sie den Besitzer gewechselt haben und von fremden Menschen bewohnt werden.
Findet man das Haus eines Künstlers, das noch weitgehend im Originalzustand erhalten ist, dann hat man wahrhaftig Kunst im Kokon entdeckt.

Casa Bonazza, Trient, Innenansicht 2007

Ein Beispiel dafür ist die Casa Bonazza, 1912 nach den Entwürfen des Malers und Grafikers Luigi Bonazza in seinem Heimatort Trient errichtet.
Doch nicht nur die Architektur entsprang der Feder Bonazzas: Was das Haus so besonders macht sind die riesigen Fresken, die sich über viele Wände hinweg ziehen. Bis in die 1950er Jahre hinein arbeitete der Künstler daran und schuf sich sein eigenes Reich.

Casa Bonazza, Trient, Innenansicht 2007

Luigi Bonazza hatte bereits in jungen Jahren eine steile Karriere hingelegt: Als er 1898 an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie begann, Malerei zu studieren, befand er sich inmitten der neuesten Kunstströmung der Donaumonarchie. An der Kunstgewerbeschule lehrten damals die bedeutendsten Künstler der Wiener Secession, darunter Josef Hoffmann und Koloman Moser. Auch mit Gustav Klimt kam Bonazza in Berührung und zeigte sich von dem Star der Wiener Kunstszene schwer beeindruckt.

1901 schloss Bonazza seine Studien an der Kunstgewerbeschule ab. In den darauffolgenden Jahren feierte er mit einem Triptychon zur Orpheus-Legende und einer Serie von Darstellungen der Jovis Amores in Mezzotinto-Technik rauschende Erfolge. Diese bildeten den Grundstock für sein Haus in Trient.

Casa Bonazza, Trient, 1912